Schauspielhaus Bochum: „Was ihr wollt“

Autor: Caroline

Roger Vontobels Inszenierung des Shakespeare Klassikers „Was ihr wollt“, mit Jana Schulz in einer dreifach Rolle, begeistert das Publikum des Bochumer Schauspielhauses.

Anfang November feierte der Shakespeare Klassiker „Was ihr wollt“ Premiere am Bochumer Schauspielhaus. Roger Vontobels Inszenierung lässt die klassische (Verwechselungs-) Komödie zum Drama werden. Denn in seiner Inszenierung, mit Jana Schulz in den Hauptrollen, steht nicht die Tragikomik, die entsteht wenn sich jemand als jemand anderes ausgibt, im Mittelpunkt, sondern er setzt sich in dem Stück mit der Identitätskrise, der Frage des (sexuellen) Seins, auseinander. Mit dieser klugen und zugleich komischen Inszenierung hat Roger Vontobel dem Publikum wahrscheinlich den ersten großen Beifall entlockt, seit Anselm Weber die Intendanz in Bochum übernommen hat.

„Was ihr wollt“ - William Shakespeares Klassiker

Durch einen Schiffbruch wird die junge Viola von ihrem Zwillingsbruder Sebastian, dem sie täuschend ähnlich sieht, getrennt. Als sie an Land geht, kleidet sie sich um Gefahren zu umgehen als Mann und stellt sich, unter dem Namen Cesario, in den Dienst des Herzogs Orsino von Illyrien. Der Herzog ist in die, um ihren Bruder trauernde, Olivia verliebt. Die aber verliebt sich, da Cesario/Viola als Bote für Orsino fungiert, in Cesario/Viola. Viola/Cesario wiederum ist in den Herzog Orsino verliebt. Hier beginnen die Irrungen und Wirrungen im Verwechselungsspiel von Shakespeare, die Vontobel auf eine neue Ebene bringt.

Was aber macht Roger Vontobel mit der Inszenierung?

Zunächst spielt Jana Schulz, anders als in anderen Inszenierungen von „Was ihr wollt“ wo meist eine zweite Person den Sebastian (Zwillingsbruder) spielt, die Rolle des Sebastians, die Viola und den Cesario. Dies funktioniert gerade wunderbar, da so die Identitätskrise, die Zerrissenheit, von Viola/Cesario/Sebastian noch besser herausgearbeitet wird. Der Regisseur bürgt Jana Schulz zwar sehr viel auf, doch sie meistert die Rollen mit Bravour. Auch die anderen Darsteller hauchen ihren Figuren neues Leben ein. So muss Martin Horn, mit seiner Darstellung des Malvolio, hervorgehoben werden. Anders als Shakespeare es konzipiert hat, wird Malvolio, der Haushofmeister, der sich eine Ehe mit Olivia (Katharina Lindner) erhofft, hier ernstgenommen. Sein komischer Auftritt in neongelben Strümpfen ist aber auch in dieser Inszenierung seine Lacher wert.

Bühnenbild und Soundtrack

Das Bühnenbild ist von Claudia Rohner, die auf der Bühne eine Beckenlandschaft geschaffen hat, die mit 17.000 Litern Wasser geflutet ist und auf der sich die Schauspieler auf Stegen bewegen. Musikalisch wird das Ganze von Keith O’Brien an der Gitarre untermalt, wobei die Musik mal an klassisch aufbauende Filmmusik erinnert und im Reigen und Chaos der Hochzeitsgesellschaft an Punk.
Zwar hält sich Vontobel bis kurz vor Schluss an die Shakespearesche Vorlage, doch das Happy End fehlt hier. Am Ende liegt Jana Schulz tot im Becken. Es hat sie zerrissen, überfordert.
Bleibt abschließend zu sagen, dass dieses Stück vielleicht nicht unbedingt für Theater Traditionalisten geeignet ist, doch für Theaterfans die sich auf eine neue Deutung des Klassikers einlassen, wird der dreistündige Abend in Bochum ein reines Vergnügen.

Die nächsten Termine sind:

09. Dezember 2011, 16. Dezember 2011, 17. Dezember 2011, 13. Januar 2012 (anschließend Publikumsgespräch), 30. Januar 2012.


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