„Die Bude“: der Kiosk des Ruhrgebiets

Autor: Caroline

„Die Bude“ ist der Imbiss, Kiosk und Spätkauf des Ruhrgebiets. Sie gehört seit der Industrialisierung hierher und wird hoffentlich auch bleiben.

Die Bude gehört zur Ruhrgebietslandschaft wie sonst nur weniges. Sie ist genauso ein Klischee wie Realität. Sie ist Treffpunkt, Ort für Klatsch und Tratsch, einfach nur praktisch und auch ein bisschen Heimat. Sie wurde mittlerweile von vielen Seiten beleuchtet: Ausstellungen, Kabarettprogramme und Diplomarbeiten. Was aber macht, wie Frank Gossen sagt, den Budenzauber aus?

Die Bude - der Kiosk des Ruhrgebiets

Ich kann mich noch genau an meine erste Stamm-Bude und ihren Besitzer erinnern. Heinz, mit einer kleinen Bude an der Wannerstr in Bochum. Wenn es freitags Taschengeld gab, bin ich dort gleich hin um das wohlverdiente Taschengeld in etwas Nützliches zu investieren: Süßigkeiten. Entweder man bestellte eine gemischte Tüte oder gab Heinz 10 Pfennig für Klümpchen. Heinz griff dann einmal mit der Hand, natürlich ohne Handschuhe, in das Fach mit den Klümpchen und gab einem eine vollgepackte Tüte zurück. Was waren das noch für Zeiten.

Die Zeche ging, die Bude blieb

Die Bude ist zur Zeit der Industrialisierung entstanden. Arbeiter konnten dort auf dem Weg zur Arbeit morgens einen Zwischenstopp machen, denn es gab dort zu essen und zu trinken. Abends fiel der Zwischenstopp dann ein bisschen länger aus, denn dort konnte man sein Feierabendbierchen genießen, sich mit Kollegen und Nachbarn austauschen und das Weltgeschehen auf Hohem Niveau diskutieren. Wie der Barmann für die Kunden Zuhörer und Seelsorger ist, ist auch der Budenbesitzer (sofern er ein guter ist) dies auch für seine Kunden.

Die unterschiedlichen Buden-Typen

Im Ruhrgebiet gibt es  schätzungsweise 18.000 Buden. Doch, wie auch Frank Goosen auch schön erkannt hat, gibt es verschiedene Arten von Buden. Die Einen sind solche, mit einem Guckfenster, wo  man auch schon mal klingeln muss, weil der Besitzer gerade im Hinterzimmer ist. Diese sind sehr klein, haben aber das, was eine Bude so braucht: Zigaretten, Alkohol, Süßigkeiten und Zeitschriften. Dann gibt es die Buden in die man reingehen kann, die ein ähnliches Sortiment haben, aber größer sind. Und die letzte Art, die es früher nicht so gab, sondern damals als Tante Emma Laden bekannt waren, sind welche mit Vergessens-Artikel. Hier gibt es zusätzlich zum üblichen Sortiment noch Milch, Kaffee, Zahnpasta, Nudeln etc. Also alles was man beim Einkaufen vergessen haben könnte.

Ort sozialer Kommunikation und sozialer Kontraste

In Zeiten immer längeren Supermarktzeiten, haben Buden nicht mehr den Vorteil, dass sie die Einzigen sind, die bis tief in die Nacht geöffnet haben und man dort noch einkaufen kann. Doch vor allem für ältere Generationen wird die Bude mit ihrem Besitzer immer eine Rolle spielen. Die Bude ist ein Ort sozialer Kontraste und Kommunikation. Hier kann jemand noch ungeniert im Jogginganzug, neben einem schicken Anzug-Typen, in aller Ruhe sein Bier trinken.

In „A40 - Geschichten von hier“ sagt Frank Gossen sehr richtig, dass wenn ein Mensch aus dem Ruhrpott, den Ruhrpott verlässt, er in der neuen Stadt erst einmal schaut, wo die nächste Bude ist. Ob Heinz noch seine Bude an der Wannerstr hat, wage ich nach 20 Jahren zu bezweifeln. Was ich allerdings nicht bezweifle ist, dass irgendjemand anderes diese, meine alte, Bude betreibt. Ein Hoch auf die Bude!


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